Interview mit zwei Studierenden in der Ausbildung Sozialbegleitung

 


Petra Pagani
(PP), Klasse 2020/A
(im 3. Ausbildungsjahr)

Nicolas Schüpfer (NS),
Klasse 2021/A
(im 2. Ausbildungsjahr)

Petra, du arbeitest in einer Institution und begleitest Frauen mit psychosozialen Schwierigkeiten in ihrem Alltag. Diese leben allein oder in 2-er Wohngemeinschaften.

Dein Aufgabenbereich als Sozialbegleiterin ist sehr vielfältig und richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Klientinnen.

Nicolas, du arbeitest im WIPP (Wiler Integrations -und Präventions-programme). Deine Tätigkeit ist in der Kontakt- und Anlaufstelle «Kaktus», Gassenküche, Notbett, Betreutes Wohnen, soziale Wohnbegleitung und in der Beschäftigung. Dein Auftrag ist die Stabilisierung und Verbesserung der Lebenssituation der Betroffenen im Alltag. Die meisten haben medizinische Mehrfachdiagnosen, oft auch mit Drogenproblematik.

Welche Modelle und Instrumente aus der Ausbildung sind in deinem Arbeitsalltag hilfreich? Wie setzt du sie ein?

PP: Ich erarbeite mit meinen Klientinnen Wochen,- Monats- oder Jahresziele nach der SMART- Methode. Dies hilft mir, aber auch der Klientin, spezifische, messbare, attraktive, realistische und terminierte Ziele zu formulieren. Das Erfassen von Problemen und Ressourcen hilft mir, die Zusammenhänge zu verstehen und ressourcenorientiert zu begleiten. Gespräche mit Klientinnen gestalte ich personenzentriert- und lösungsorientiert.

NS: Hilfreiche Instrumente sind die Personzentrierte- und Themenzentrierte Gesprächsführung, systemisches Denken, Recht, Biografiearbeit, Entwicklung und Sozialisation. Dadurch kann ich professionell den Personen und Situationen begegnen, habe Verständnis und kann die Sachlage aus einer gewissen Distanz aus betrachten und so besser beurteilen. Einsetzen kann ich das erlernte Wissen mit dem Aufzeigen von Hintergründen zu brennenden Themen der Klient:innen und den möglichen Optionen einer weiteren Begleitung.

Wie konntest du persönlich von der Ausbildung profitieren?

PP: Besonders im Bereich Kommunikation habe ich enorm viel profitiert und dazugelernt. Ich gehe anders an Gespräche heran, achte stärker auf mein Gegenüber, ich kann besser begründen, meine Bedürfnisse klarer ausdrücken.

Durch das Fachwissen bin ich kritischer geworden und hinterfrage Themen der Sozialpolitik.

NS: Mir wurde noch bewusster, wie komplex das menschliche System mit all seinen Interaktionen und den vorkommenden Störungen ist. Dies fordert und fördert mich. Die Themen, die ich mir angeeignet habe, geben ein gewissen Überblick über das Leben und wie es der Mensch lebt.

Warum würdest du die Ausbildung zum:zur Sozialbegleiter:in weiterempfehlen?

PP: Es ist eine sehr praxisnahe, auf die Lebenswelt der Klient:innen ausgerichtete Ausbildung. Da die ambulante Begleitung immer wichtiger wird, hat die Ausbildung zum:zur Sozialbegleiter:in eine gute Zukunftsperspektive und gibt einem gute Möglichkeiten, sich nach der Ausbildung z.B. mittels CAS-Weiterbildung in eine Richtung zu spezialisieren.

Während der Ausbildung profitierte ich von wechselnden, externen Dozierenden aus unterschiedlichen Bereichen, die z.T. ein enormes Fachwissen und viel Erfahrung mitbrachten.

NS: Im Beruf hat man mit sehr spannenden Personen mit vielen Facetten und Ressourcen zu tun. Man muss flexibel, wach, neugierig und geduldig sein. Der Faktor Mensch ist und bleibt spannend. Also jeder, der Menschen mag und mit unvorhersehbaren und interessanten Situationen umgehen kann, ist am richtigen Ort.

 

Herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Wir wünschen euch weiterhin, beruflich wie auch privat spannende Lernerfahrungen.